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22.02.2020

Buddhistische Spiritualität ist immer auch ökologisch konnotiert

Im Rahmen der Seminarreihe „Klimagerechtigkeit: Ethische Reflexion und transformatives Handeln“ der Donau-Universität Krems fand am 21.2. in Wien ein Podiumsgespräch zum Thema „Ökologische Spiritualität und Klimakrise: Perspektiven der Religionen“ statt.

 

Dabei stellten hochrangige Vertreter österreichischer Kirchen und Religionsgemeinschaften Lösungsansätze zur Frage vor, welche Rolle die Religionen spielen könnten, um ein Umdenken der Menschen in Bezug auf die Klimakrise zu bewirken.

 

Auf dem hochkarätig besetzten Podium referierten Bischof Andrej Cilerdzic, Bischof der serbisch-orthodoxen Diözese Österreich-Schweiz-Italien und Malta und Mitglied im Vorstand des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich, Bischof Michael Chalupka, Evangelische Kirche A.B., Dr. Ursula Fatima Kowanda-Yassin, Sigmund-Freud-Universität Wien, Mag. Hemma Opis-Pieber, Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreich und Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von PD Mag. Dr. Ernst Fürlinger, Donau-Universität Krems.

 

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ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab unterstrich in seinem Beitrag, dass im buddhistischen Weltbild alles mit allem untrennbar verbunden sei. Diese wechselseitige Bedingtheit allen Lebens mache die Erde zu einem lebendigen Organismus, in dem alles miteinander interagiere und voneinander abhängig sei und in dem jedem Lebewesen sein eigener Wert zukomme. Weißgrab: „Buddhistische Spiritualität verstehe ich absolut ganzheitlich und daher auch immer ökologisch konnotiert!“

 

Wenn es um Verantwortung für unsere Welt gehe, dann kenne der Buddhismus keine Schöpfungsgeschichte oder davon abgeleitete Schöpfungsverantwortung, sondern er gehe von einem ständigen Werden und Vergehen im Sinne von Ursache und Wirkung aus. Weißgrab: „Und wir - jede und jeder Einzelne von uns - sind es, die durch unsere Handlungen jeweils die Ursachen setzen. Genau dafür tragen wir eine unteilbare und an niemand anderen delegierbare große Eigenverantwortung. Klimagerechtigkeit bedeutet also auch, den von uns verursachten Teil der Veränderung zu erkennen und entsprechend zu adaptieren.“

 

Für Weißgrab geht es bei Klimagerechtigkeit um viel mehr als nur den Klimawandel. Es sei dringend auch eine grundlegende Veränderung im Umgang zwischen den Menschen, den Menschen mit den Tieren, den Pflanzen, der gesamten Umwelt nötig: „Die Ausbeutung der Natur findet auf vielen Ebenen statt und sie ist ein deutlicher Widerspruch zur Klimagerechtigkeit!“

Schließlich geht Weißgrab noch auf den ethischen Aspekt von ökologischer Spiritualität ein: „Im Buddhismus sprechen wir von einer Einsichtsethik und keiner Gebotsethik. Es geht darum, einzusehen und zu verstehen, warum ich so und nicht anders handeln soll. Eine solche Einsicht führt dann auch zur Nachhaltigkeit unseres ethischen Handelns, weil dieses Handeln eben auf tiefer Einsicht beruht und nicht in der Erfüllung irgendeiner Vorschrift.“

 

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Kooperationspartner der Seminarreihe sind der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich, die Allianz für Klimagerechtigkeit und Religions for Future.

Redaktion: Manfred Krejci, Fotos: Marco Uschmann

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