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Buddhismus in Österreich - Teil IV
Sangha – Gemeinschaft der Praktizierenden unterstützenNach Buddha und Dharma ist der Sangha – die Gemeinschaft der Praktizierenden – ein Teil jener drei Juwelen, zu denen man Zuflucht nimmt und sich zum Buddhismus bekennt.
Was ist der Sangha?
Der Sangha setzt sich aus vier Gruppen zusammen: den Mönchen, Nonnen sowie den männlichen und weiblichen Laienanhängern.
Je nach buddhistischer Tradition wird der Sangha verschieden interpretiert (Quelle: Wikipedia).
Gemeinschaft der buddhistischen Übenden/Praktizierenden
Abhängig von der jeweiligen buddhistischen Richtung sind damit entweder die den Buddhismus Ausübenden im Allgemeinen, oder ausschließlich die buddhistischen Ordensangehörigen, Mönche („bhikkhu“) und Nonnen („bhikkhuni“), gemeint.
Gemeinschaft der buddhistischen Erwachten („Edler Sangha“)
Die „Gemeinschaft der Edlen“ (Sanskrit: „Arya-Sangha“) bezeichnet die Wesen, die laut buddhistischer Lehre bereits die erste Etappe auf dem Weg zur Erleuchtung bewältigt und sich von der „Ich-Illusion“ befreit haben. Ihre Wahrnehmung ist jedoch noch teilweise von feinen Schleiern verdunkelt, beispielsweise in Form von subtilen Gefühlen. Allerdings werden diese eher als „Wolken am Himmel“ wahrgenommen, die vorbeiziehen. Es findet keine Identifikation mehr damit statt, sie können mit gesundem Abstand wahrgenommen werden. Daher wird der Zustand der „Erwachten“ oft als „Befreiung“ bezeichnet.
Buddhistische Gemeinschaft
Die Gemeinschaft der Laiengläubigen und der Ordinierten, welche sich gegenseitig unterstützend dem Buddha und der Lehre des Buddha folgen.
Die Ursprünge des Sangha
Gegründet wurde der Mönchsorden von Gautama Buddha vor über 2500 Jahren. Einzelpersonen oder kleine Gruppen von Mönchen reisten zusammen und lebten hauslos an den Randgebieten von örtlichen Gemeinden und praktizierten Meditation in den Wäldern. Laien sorgten für die tägliche Nahrung der Mönche. In den ersten Jahren wurden Anwärter nur von Buddha selbst ordiniert. Später übertrug er das Recht Mönche aufzunehmen seinen Jüngern.
Ursula Lyon über die Bedeutung des Sangha
„Ein Sangha des Vertrauens und der liebenden Güte“, das bedeutet für Ursula Lyon der Begriff der Gemeinschaft der Praktizierenden. Geboren 1928, unterrichtet sie seit 40 Jahren Yoga und seit 25 Jahren Meditation und die buddhistische Lehre.
Auf die Frage, was für sie der Sangha heute bedeutet, antwortet Ursula Lyon: „Zu Buddhas Zeiten waren die Formen des Sangha klar bestimmt: Da war erstens die Sangha der Erleuchteten, die sich um den erleuchteten Lehrer scharten. Zweitens die Mönche und Nonnen, die zur Erleuchtung strebten und im Kloster lebten. Und drittens die Laien, welche sich die Lehrreden der Erleuchteten anhörten und versuchten, danach zu leben. Heute wird der Sangha bei uns im Westen anders aufgefasst. Ich kann nur über meine Erfahrung im Theravada sprechen. Das buddhistische Zentrum in Wien mit den verschiedenen Richtungen löst bei mir das Gefühl von Zugehörigkeit aus. Ein Sangha als Ort der buddhistischen Praxis und des Lernens, in dem jeder willkommen ist. Ich war 12 Jahre lang Schülerin der Ehrwürdigen Ayya Khema und fühle mich mit dem Buddha-Haus und verschiedenen Anhängerinnen freundschaftlich verbunden. In jedem guten Retreat wachsen die TeilnehmerInnen zu einem Sangha zusammen. Achtsames Leben auf engem Raum, zusammen meditieren, die Lehre aufnehmen, lernen und Erkenntnisse entwickeln und spirituelle Erfahrungen besprechen – all das verbindet zu einer spirituellen Gemeinschaft - einem buddhistischen Sangha. Am schönsten finde ich buddhistische Freundschaften. Da sind Hilfsbereitschaft, Fürsorge, gemeinsame Unternehmungen, Gespräche und Anregungen alle in heilsamer Art verbunden. Es entsteht ein Sangha des Vertrauens und der liebenden Güte.“
Und Ursula Lyon schließt mit einem Zitat: „Wenn einen einsichtsvollen Freund du findest, einen Gefährten, weise, edel lebend, magst freudig du und achtsam mit ihm wandeln und überwinden jegliche Gefahr.“
Dhammapada 328
Thich Nhat Hanh über die Bedeutung des Sangha
Er sieht für das 21. Jahrhundert eine steigende Bedeutung der gemeinschaftlichen Praxis. Für ihn könnte der „Buddha der Zukunft“, Maitreya, auch durch die Gemeinschaft selbst, den Sangha, verwirklicht werden: „In the twenty-first century, we will have to practice meditation collectively. […] The Buddha of the twentyfirst century – Maitreya, the Buddha of Love – may well be a community rather than an individual. Sanghas that practice loving kindness and compassion are the Buddha we need.“
Aus: Erber, Erika. Achtsamkeit und Intersein. Der Buddhismus bei Thich Nhat Hanh, LIT Verlag Münster-Wien. ISBN 978-3-643-50328-2. Derzeit vergriffen. Erscheint demnächst in 2. Auflage.
Der Sangha in Österreich
In Österreich bekennen sich rund 30.000 Personen zum Buddhismus (Quelle: Statista, Zählung 2016). Für sie stehen 31 Orden und Dharmagruppen bereit, die Mitglied in der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR) sind.
Info: www.buddhismus-austria.at/buddhismus-in-oesterreich/oebr-gruppen-und-orden/
Vielfältiges Programm
Die Dharmagruppen bieten ein äußerst umfangreiches Programm an Vorträgen, Kursen, Seminaren und Meditationen an, die in Präsenz und zunehmend auch als Hybridveranstaltungen (Präsenz und Online) oder nur online stattfinden. Dabei gibt es auch spezielle Angebote für Jugendliche, Schulklassen und Familien.
Info: www.buddhismus-austria.at/angebotprogramm/
Der Sangharat
Der Sangharat ist als oberstes Entscheidungsgremium in der ÖBR verankert. Jeder Orden und jede Dharmagruppe entsendet eine/n Vertreter/in in den Sangharat. Zusätzlich sind die/ der Vorsitzende der Buddhistischen Gemeinde und die Präsidiumsmitglieder im Sangharat mit je einer Stimme vertreten.
Der Sangharat trifft sich vierteljährlich und entscheidet Grundsätzliches, wie etwa die Aufnahme von Orden und Dharmagruppen.
Info: www.buddhismus-austria.at/oebr-organisation/sangharat/
Die Buddhistische Gemeinde Österreich (BGÖ)
Gemäß Verfassung der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft sind alle ÖBR-Mitglieder in die Buddhistische Gemeinde eingebunden. Der Vorstand der Buddhistischen Gemeinde wird von den ÖBR-Mitgliedern für einen Zeitraum von drei Jahren gewählt und unterstützt die in Österreich lebenden Buddhistinnen und Buddhisten. Seine Aufgabe ist es, die Kommunikation zu fördern sowie spirituelle und andere Veranstaltungen zu organisieren. Damit österreichweit ein bestmögliches Service geboten werden kann, ernennt der Vorstand der Buddhistischen Gemeinde regionale ÖBR-Repräsentanten als Ansprechpartner vor Ort.
Info: www.buddhismus-austria.at/oebr-organisation/buddhistische-gemeinde/
Feiern und Zeremonien
Rituale und Zeremonien sind für viele Menschen sehr wichtig. Die ÖBR bietet eine ganze Reihe von geführten Feiern und Zeremonien an, wie Zufluchtnahme, Urkundenübergabe, Puja, Kindersegnung, Übergangsfeier für Kinder und Jugendliche, Eheschließung, Begräbnis oder die sogenannte 49-Tag Feier. Darüber hinaus begleitet die ÖBR auch bei anderen wichtigen Ereignissen, wie z.B. Geburtstagen und Gedenkfeiern. Dabei wird auf die Bedürfnisse und Wünsche der Interessenten sehr individuell eingegangen.
Info: www.buddhismus-austria.at/buddhismus-in-oesterreich/zeremonien/
Religionsunterricht
Die ÖBR bietet seit mehr als 20 Jahren österreichweit den buddhistischen Religionsunterricht für jede Schulstufe an. Bildungsziel ist es, den Geist des Menschen mit seinen Faktoren von Denken, Empfinden und Wollen durch Schulung, Bildung und meditative Übungen in positive und heilsame Zustände zu transformieren. Dabei ist es hilfreich, die buddhistischen Lehrinhalte ständig zu vertiefen und zu internalisieren. Diese definieren sich wie folgt: eigenständiges und kritisches Denken, Respekt vor allem Lebendigen und dem Naturreich, der holistische Ansatz des bedingten Entstehens und die gegenseitige Abhängigkeit aller Phänomene.
Info: www.buddhismus-austria.at/buddhismus-in-oesterreich/religionsunterricht/
Vernetzte Buddhisten
buddhistisch.at ist ein von der ÖBR bereitgestelltes Webportal für die regionale Vernetzung von Buddhistinnen und Buddhisten in Österreich. Auf dieser Plattform treffen einander buddhistisch interessierte Menschen zum nicht-kommerziellen Austausch über buddhistische Themen, gemeinsame Meditation, gemeinsame Freizeitaktivitäten, Nachbarschaftshilfe und vieles mehr.
Info: www.buddhistisch.at
Die Serie wird fortgesetzt.
MANFRED KREJCI
war langjähriger Verlagsleiter und Chefredakteur in einem renommierten Fachzeitschriftenverlag, besuchte den Lehrgang der Akademie für Buddhismus und Christentum, absolvierte eine Ausbildung zum Meditations- und Achtsamkeitslehrer, ist Pressechef der ÖBR und Leiter ihrer Bibliothek.