
Vesakh-Botschaft 2025 von ÖBR-Präsident Prof. Gerhard Weißgrab
Wie jedes Jahr feiern die Buddhistinnen und Buddhisten in Österreich das Vesakh-Fest, das weltweit bedeutendste Fest des Buddhismus und seit dem Jahr 1999 auch von der UNO anerkannter internationaler Feiertag.
Es gibt heuer aber auch viele gute Gründe für Österreich zu feiern und zu gedenken. Zum Beispiel 80 Jahre Ende des fürchterlichen 2. Weltkriegs und die Wiedererrichtung unserer Republik, sowie 70 Jahre Staatsvertrag.
Wesentlicher Inhalt der Vesakh-Feiern ist das Gedenken an Geburt, Erwachen und Tod (Eingang ins Parinibbana) des historischen Buddha Shakyamuni, aber es geht weit darüber hinaus. Weltweit werden zu diesem Anlass längere oder kürzere Symposien abgehalten, in denen es darum geht, wie die Essenz der buddhistischen Lehre für die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit fruchtbar gemacht werden kann. Auch wenn viele oder manche Menschen das Bedürfnis nach schnellen und einfachen Lösungen haben, wird es diese nicht geben. Aber je stärker wir uns die wesentlichen Grundlagen der Buddhalehre bewusst machen und auch in unser Leben integrieren, umso mehr Möglichkeiten eröffnen sich uns zur schrittweisen Klärung offener Probleme. Wir müssen uns dafür nicht zwingend in die tiefen und ausführlichen Darlegungen des Dharma (Lehre des Buddha) begeben. Der ständige und geduldige Versuch einer Umsetzung der wichtigsten Grundlagen würde reichen. Wir sollten erkennen, dass alles miteinander verbunden ist und daher jedes Handeln immer weitreichende Folgen hat, am Ende des Tages auch immer für uns selbst. Und nicht nur deshalb sollte Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen ein entscheidendes Motiv unseres Handelns sein. Wir erleben aktuell sehr viele egomotivierte und wenig konsensbereite Strömungen auf vielen unterschiedlichen Ebenen, egal ob in Politik, Wirtschaft oder in sozialen Bereichen. Innehalten und Selbstreflexion wären hier wichtige Instrumente, um einen Kurswechsel möglich zu machen. Es geht letztendlich um die Einsicht, dass das Wohl des einzelnen vom Wohl aller abhängig ist, weil wir eben alle wechselseitig verbunden sind. Menschen, Tiere, Natur stehen in untrennbarer Abhängigkeit voneinander, genauso wie alle menschlich geschaffenen Systeme, wie zum Beispiel Wirtschaft, Kultur und Technik.
Auch alle unsere Feiern und Gedenken sind Teil unserer komplexen und wechselseitig funktionierenden Welt. Nützen wir diese vielen Gelegenheiten zum Innehalten, um gute Wege für die nächsten Entwicklungsschritte besser erkennen zu können. In diesem Sinne: Happy Vesakh! Mögen alle fühlenden Wesen wohlauf und glücklich sein, frei von Leiden und dessen Ursachen!
Foto: ÖBR/MK