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Podiumsdiskussion: „Wie glaubwürdig können Religionen heute noch von Frieden sprechen“
Ende Jänner fand im Rahmen der UN Interfaith Harmony Week 2024 in Wien eine von der Coalition of Faith-Based Organizations Austria veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema „Mißbrauchte Botschaft - Wie glaubwürdig können Religionen heute noch von Frieden sprechen“ statt.
CFBO Austria PräsidentProf. Dr. Elmar Kuhn konnte dazu am Podium eine Sozialethikerin sowie Vertreter von Religionsgesellschaften – unter ihnen ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab - begrüßen.
Weißgrab über seine Erfahrungen mit dem Thema: „Wenn Religionen sagen: Ich bin die einzige richtige, dann gibt es keine Diskussion mehr.“ In allen Religionen gibt es Randgebiete der Intoleranz und des Fundamentalismus, gegenüber denen alle sehr aufmerksam sein müssen. So gesehen ist Österreich ein Paradies, sein Religionsfriede und die Diskussionsfähigkeit der Religionen und ihrer Vertreter sind ein internationales Vorbild.
Schluss mit dem „Whitewashing“ der Religionen: Ingeborg Gabriel, em. Sozialethikerin der Uni Wien, fand dabei deutliche Worte. Oft höre sie, dass Religionen nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung seien. Das sei falsch. Auch in den Religionen gibt es Heilige und religiöse Fanatiker. Gabriel bedauerte auch, dass heute in allen Religionen eine „Religionsaufrüstung“ in Gange sei.
Edina Husovic von der Islamischen Gemeinschaft (IGGiÖ) bestätigte: Religionen sind auch immer wieder Quelle von Konflikten und haben Potential in beide Richtungen: zum Einsatz für den Frieden und um Machtansprüche zu legitimieren. Es ist Aufgabe aller Gläubigen, das Potentials des Dialogs auszuschöpfen.
Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israeltischen Kultusgemeinde Wien zeigte auf, dass das Judentum nicht missionarisch angelegt ist, sondern an die Vielfalt der Menschheit und verschiedene Wege zu Gott glaubt.
Opfererzählungen der Religionen als Grundlage für Hass
Sosehr Gabriel das Elefantengedächtnis der Religionen bewundert, mit dem die großen Traditionen der Religionen bewahrt werden, so sehr ist es auch dieses Elefantengedächtnis, das die Opfererzählungen trägt, die zu Hass und Verfolgung anderer führen können. Immer muss aber gesehen werden, dass einzelne Vertreter der Religionen sprechen, oft auch gegen die Positionen in den eigenen Gemeinden. Dann besteht die Gefahr, dass Religionen unglaubwürdig werden.
Moderator Elmar Kuhn erinnert als Präsident der Coaliton besonders an die Tragik der russisch-orthodoxen Kirche in Bezug auf den Ukraine-Krieg. In diesem Zusammenhang ist es aber sehr positiv, dass der Wiener russisch-orthodoxe Bischof zu den Veranstaltungen der CFBO gerne kommt und als spiritueller Mensch sich in der respektvollen Atmosphäre der Coalition willkommen weiß. Nur zu diesem Abend musste er krankheitshalber leider absagen.
Mutige Einbindung religiöser Narrative in die Gesellschaft
In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, wie wichtig die aktive Einbettung der Religionen in den gesellschaftlichen Diskurs sei, besonders auch mit den Nicht-Gläubigen in der säkularen Gesellschaft. Dazu ergänzte Oberrabbiner Engelmayer, dass gerade auch der gegenwärtige Nahost-Konflikt seitens Israel kein religiöser sei. Es gehe rein um die Selbstverteidigung gegen die Terrororganisation Hamas, welche mit dem grausamen Terroranschlag am 7. Oktober auf unschuldige Staatsbürger diesen Krieg hervorgerufen haben und nach wie vor 136 Geiseln in ihrer Gewalt halten. Die großen Kriege des 20. Jahrhunderts waren ebenso keine Religionskriege, sondern Kriege der Ideologien, wie der Kampf gegen den Nationalsozialismus, oder Kommunismus vs. Kapitalismus.
Zusammenfassend machte Kuhn drei wesentlich Punkte aus, die die Diskussion als Lösungsansätze identifizierte: Erstens Bekämpfung der religiösen Unbildung und Fehlinformation mit aktiver Bildung für den Frieden. Denn gerade religiös Ungebildete werden schnell durch Hassprediger aufgewiegelt. Zweitens aufmerksam die Gefahren des Fanatismus wahrnehmen und anprangern, bei Religionsführern wie bei religiösen Gruppen. Drittens die Aufgabe, als Gläubige durch die Religionen Narrative des Lebens erzählen und diese mutig in die Gesellschaft einbinden.
Die Zeit eines Abends war viel zu kurz, um allen Aspekten gerecht zu werden. Dennoch konnte die Diskussion mit Vorurteilen aufräumen und Wege in eine positive religiöse Praxis aufzeigen. Angesichts der auf uns 2024 zukommenden Probleme müssen die Religionen ihren Auftrag ernst nehmen, als Teil der Lösung aktiv zu handeln.
Quelle: CFBO Austria, Fotos: ÖBR