- AKTUELLES
- 13.10. Tag der Offenen Tempeltür
- Achtsames Wirtschaften
- Buddhismus konkret
- Buddhistische Jugend
- Gefangenenbegleitung
- Krankenbegleitung
- International
- Interreligiös
- Mobiles Hospiz
- ÖBR Gruppen
- ÖBR Porträts
- ÖBR Präsidium
- ÖBR Veranstaltungen
- Vesakh Feiern
- ÖBR Zeremonie
- Religionsunterricht
- Tiere
- Umwelt
„Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut sind fester Bestandteil meines Lebens.“
Interview mit Evi Zoepnek, Vizepräsidentin der ÖBR, Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft.
ÖBR: Liebe Evi, vielen Dank für die Einladung. Ich denke, du bist nicht als Buddhistin geboren worden. Wo war dein erster Kontakt zur Lehre des Buddha?
Evi: [lacht] Doch, denn ich meine, dass wir bei der Geburt all die guten Qualitäten haben, die im Buddhismus grundlegend sind. Den ersten Kontakt zur ÖBR hatte ich allerdings erst im Herbst 1996. Da nahm mich eine Freundin zum Yoga und Mediation in das Buddhistische
Zentrum in Wien am Fleischmarkt mit. Yoga und Meditation hatte ich schon viele Jahrzehnte für mich allein praktiziert. 1997 half ich dann gleich im Sekretariat mit. Kurz darauf wurde ich als stellvertretende Vorsitzende der Buddhistischen Gemeinde gewählt.
ÖBR: Hast du deine buddhistische Heimat im Theravada-Buddhismus gefunden?
Evi: [lacht] In der Theravada-Tradition hatte ich angefangen, den Buddhismus zu ergründen. Ich hatte damals aber auch das unendliche Glück, in der buddhistischen Gemeinde Thich Nhat Hanh kennenzulernen und ihn nach Wien ins Kongresszentrum einzuladen und die gesamte Veranstaltung mit zu organisieren. Diese Nähe zu einem Menschen zu erleben, der mir zeigen konnte, was Ruhe und Bescheidenheit ist, war für mich sehr, sehr wertvoll.
Der Zufall wollte es, dass an dem Tag, an dem sie in Wien waren, die Hotelküche geschlossen war, dadurch durften die Nonnen das Mittagessen für Thich Nhat Hanh in der Hotelküche zubereiten. Das war derart hinreißend, dass sogar die Besitzer des Hotels begeistert zugesehen haben. Die Eingangstüre des Hotels hatte eine Klingel, die beim Hereinkommen läutete. Thich Nhat Hanh hat die Praxis der Achtsamkeitsglocke eingeführt. Wann immer eine Glocke ertönt, soll man kurz Inne halten. Es war herrlich, die Nonnen bei dieser Achtsamkeitsübung unmittelbar zu erleben jedes Mal, wenn jemand ins Hotel kam.
Bald darauf kam Ajahn Sumedho nach Wien und hielt einen Vortrag. Er hat mich durch seine Einfachheit und Bescheidenheit, seine Ruhe und Weisheit sehr beeindruckt. Das war unwahrscheinlich schön für mich. Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut waren so präsent. Diese buddhistischen Werte waren schon lange Teil meines Lebens. Darum habe ich mich im Buddhismus sofort so wohl gefühlt.
ÖBR: Du unterstützt so viele Menschen, wie siehst du den Begriff „Dana“ hier bei uns?
Evi: Wenn man den Begriff Dana als Spende übersetzt, hat es einen Beigeschmack, den ich nicht so gerne habe. Aber wenn man den Buddhismus intensiver kennengelernt hat, so weiß man, dass Dana viel eher Großzügigkeit bedeutet, um anderen Menschen zu helfen, ihnen Freude zu bereiten mit Aufmerksamkeit, mit Zeit oder es kann auch Geld sein, was immer dir möglich ist.
ÖBR: Welche Bedeutung hat aus heutiger Sicht die ÖBR für dich?
Evi: Sie ist wesentlich präsenter geworden durch unseren Präsidenten, der es versteht, klug und weise zu vernetzen; mit anderen Glaubensgemeinschaften, dem ORF und vielen weiteren Medien. Das funktioniert auch dadurch, weil wir als Organisation und als Präsidium ein gut funktionierendes Team sind und jeder das seine einbringt. Dadurch ist der Buddhismus heute wesentlich sichtbarer in unserer Gesellschaft.
ÖBR: Welche zukünftigen Aufgaben soll die ÖBR noch übernehmen?
Evi: Ich denke, dass es genug ist, aber einfallen kann einem immer etwas. Als 2015 die Flüchtlingskrise begann, waren wir in der Lage eine buddhistische Hilfsorganisation zu etablieren, die Flüchtlingen und Familien wirklich helfen konnte. Es war ein kleiner Beitrag, aber man kann eben bei Bedarf ja Neues kreieren.
ÖBR: Wie gehst du in Zeiten von Corona mit deiner Arbeit im Sekretariat um, siehst du eine Krise?
Evi: Wenn ich im Moment lebe, kann ich keine Krise sehen. Jetzt ist es so und bald wird es wieder anders sein. Corona ist Corona. Ich weiß nichts Genaueres, und die Ärzte suchen noch, es gibt nichts Vergleichbares, da wir keine Ahnung haben. Du kannst nur deinen Tag Stunde für Stunde leben, so sehe ich das.
ÖBR: Hast du einen Herzenswunsch, den du dir gerne erfüllen möchtest?
Evi: Keine Ahnung, was soll man sich noch für Herzenswünsche erfüllen? Gesund sein und gesund bleiben, denke ich, könnte so ein Herzenswunsch sein. Mit Menschen zusammen sein, die ich gerne habe.
ÖBR: Wie kann man gesund bleiben?
Evi: Auf deinen Körper hören ist schon ein wesentlicher Punkt. Wenn man die Ruhe, die man durch die Meditationspraxis erlangen kann, nutzt und in sich hineinhört, was für einen gut ist und was nicht gut ist, so ist schon ein großer Teil getan. Auch koche ich mir meist selbst denn da weiß ich, was ich hineingebe. Ich mache das, was mir Freude bereitet. Weniger Konkurrenzdenken und mehr miteinander sein.
ÖBR: Gibt es etwas, das Du noch gerne sagen möchtest?
Evi: Ja, lieber Hannes, ich habe das Bedürfnis, Dir und Ida für euren großartigen Jahrzehnt-Einsatz für das ÖBR-Magazin ganz herzlich zu danken! Danke dafür und danke, dass ihr zu mir gekommen seid!
ÖBR: Danke für das Gespräch, liebe Evi.
Evi Zoepnek
- Geboren 1940, nach der Matura Kurz-Studium der Mathematik und Philosophie, Hausfrau, Mutter dreier Kinder, fünf Enkel und ein Urenkel.
- Buddhistische Praxis in der Theravada-Tradition.
- 1997–2003 stellvertretende Vorsitzende der Buddhistischen Gemeinde, seit 1997 stellvertretende Sekretärin der ÖBR und einige Zeit Verwalterin des Meditationszentrums „Der Mittlere Weg“ in der Biberstraße.
- Seit 2007 Vizepräsidentin der ÖBR.
- 2011 Verleihung des Goldenen Ehrenzeichen des Landes Wien für Verdienste um den Buddhismus.
Interview: Hannes Kronika, Fotos: Ida Räther