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Buddhismus in Österreich - Teil II
ÖBR als Dialogpartner – Gesellschaft miteinander verbindenEine der zentralen Aufgaben der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR) ist die intensive Pflege des Dialogs in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Gerade in den letzten Jahren wurde deutlich, dass es kein anderes Mittel als den Dialog gibt, um in Zeiten eines raschen sozialen Wandels hilfreiche Antworten auf die ständig wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden. Die ÖBR versteht sich deshalb als ein für alle gesellschafts- und religionsrelevanten Institutionen und Bereiche offener Ansprechpartner.
Dialog durch Öffentlichkeitsarbeit
Um im Dialog zu bleiben, setzt die ÖBR unter anderem auf eine zeitgemäße und verständliche Öffentlichkeitsarbeit. Neben den eigenen Medien wie dem seit 10 Jahren bestehenden Magazin Buddhismus in Österreich, dem neuen News-Bereich auf der Website www.buddhismus-austria.at, dem neu gestalteten, vierteljährlich erscheinenden ÖBR-Newsletter sowie einer aktuellen Facebook-Seite unterhält die ÖBR enge Kontakte zu den religionsrelevanten Qualitätszeitungen und zu ORF Radio und TV.
„Die Zusammenarbeit mit der ÖBR ist wichtig für mich,
weil wir in deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer kompetente Gesprächspartnerinnen
und Gesprächspartner für unsere Berichterstattung finden.
Sie unterstützen uns jederzeit in unserer Recherche und Aufbereitung von Sendungsbeiträgen
mit aktuellen Informationen und Hintergründen aus der Welt des Buddhismus
und scheuen sich auch nicht vor kritischem Nachfragen.
Sie ermöglichen, unserem Publikum einen vielfältigen Einblick in die unterschiedlichen Traditionen,
Strömungen und Facetten buddhistischen Lebens in Österreich zu geben.“
Dr. Barbara Krenn, Leiterin ORF-Abteilung Religion und Ethik multimedial
„Die Zusammenarbeit mit der ÖBR ist wichtig für mich,
weil sie eine zuverlässige Partnerin im so vielfältigen Religions-Journalismus ist.
Sowohl in Zusammenhang mit Fragen der Gesellschaftspolitik als auch in spirituellen Fragen
erfahre ich die ÖBR als seriöse Informations- und Inspirationsquelle.“
Dr. Doris Appel, Spiritualität & Glaubensthemen, ORF Religion und Ethik multimedial
Interreligiöser Dialog
Ebenfalls zu den wichtigen Aktivitäten der ÖBR zählt der interreligiöse Dialog und darüber hinaus der Dialog in allen Bereichen der Gesellschaft. Unter anderem auch die Teilnahme an unterschiedlichen Ethikforen und die regelmäßige Ausrichtung von Symposien zu unterschiedlichen Themenstellungen gesellschaftlicher und allgemeiner Fragestellungen.
Im interreligiösen Konzert wird die Stimme des Buddhismus gehört und auch als Impulsgeber geschätzt, frei von jahrhundertlang tradierten und teilweise historisch belasteten Verhältnissen zwischen den theistischen Religionen.
Im Folgenden einige Beispiele von ÖBR-Aktivitäten zum Thema interreligiöser Dialog:
Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften
Mit der Gründung einer "Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften" schufen die in Österreich gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften 2011 eine neue Struktur der Zusammenarbeit. Die Einrichtung dient im Wesentlichen einem konstruktiven inneren Dialog zwischen den Mitgliedern und bietet ein wertvolles Podium für ein gutes und friedliches Miteinander in Österreich. Im Vordergrund der gemeinsamen Aktivitäten steht dabei der Austausch über wichtige Fragen im Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften.
Ethische Bewusstseinsbildung
ÖBR-Präsident Weißgrab ist Mitglied im Beirat Initiative Weltethos, die sich die ethische Bewusstseinsbildung sowie die Durchdringung aller Lebensbereiche mit der allen religiösen wie nicht-religiösen Traditionen gemeinsamen goldenen Regel zur Aufgabe gemacht hat: „Behandle die anderen so, wie du selbst behandelt werden willst.“ Wenn es den religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen bzw. Institutionen gelingt, an der Realisierung und Sicherung des Friedens zwischen Religionen, Kulturen und Völkern in der Gegenwart mitzuwirken, dann leisten sie zugleich einen Beitrag für eine friedliche Zukunft im Sinne von Hans Küngs Leitsatz: Kein Friede zwischen den Nationen ohne Frieden zwischen den Religionen.
Buddhismus for Future
Unter dem Motto „Schöpfung bewahren = Klima schützen“ stellen sich vier Vertreter von etablierten Glaubensgemeinschaften in Österreich demonstrativ hinter die Forderungen von Fridays for Future. Die Stellungnahme der ÖBR zu diesem Schritt: „Das Klima beeinflusst die Natur. Wir alle sind Teil der Natur und von jedem Wandel, der dort stattfindet, mit betroffen – es führt daher kein Weg daran vorbei, endlich die volle Verantwortung für den Schutz dieser Natur zu übernehmen!“
Gebet der Weltreligionen
Im Rahmen der GLOBART Academy 2019 fand im Essl Museum Klosterneuburg ein „Gebet der Weltreligionen“ statt, an dem Vertreter von Christentum, Judentum, Buddhismus und Hinduismus teilnahmen. ÖBR-Präsident Weißgrab wies in seinen Ausführungen auf die Grundlagen der buddhistischen Lehre hin und stellte die Zeremonie der Zufluchtnahme und eine Metta-Meditation vor.
Europas Werte
Ist ein friedliches Zusammenleben in aller Vielfalt in Europa möglich? Diese Frage diskutierten VertreterInnen namhafter Glaubensgemeinschaften sowie der interkulturellen Philosophie im Oktober 2019 im Haus der Europäischen Union in Wien. Gelingen kann dies, so die ÖBR, durch Mitmenschlichkeit: „Mitgefühl ist ein Hauptwert im Buddhismus.“ Was den Umgang der verschiedenen Glaubensrichtungen miteinander anbelangt, plädiert die ÖBR für einen permanenten Dialog, getragen von gegenseitigem Respekt.
Für Klimagerechtigkeit
Im Rahmen der Seminarreihe „Klimagerechtigkeit: Ethische Reflexion und transformatives Handeln“ der Donau-Universität Krems fand im Februar 2020 in Wien ein Podiumsgespräch zum Thema „Ökologische Spiritualität und Klimakrise: Perspektiven der Religionen“ statt. Dabei stellten hochrangige Vertreter österreichischer Kirchen und Religionsgemeinschaften Lösungsansätze zur Frage vor, welche Rolle die Religionen spielen könnten, um ein Umdenken der Menschen in Bezug auf die Klimakrise zu bewirken.
Aufruf zum Klimavolksbegehren
Premiere in der Geschichte der Volksbegehren: Die großen Glaubensgemeinschaften – unter ihnen die ÖBR - rufen Ende Juni 2020 gemeinsam zum Unterschreiben des Klimavolksbegehrens auf. In einem offenen Brief, den auch 85 andere konfessionelle Organisationen unterzeichnet haben, stellen sie sich damit erstmals geschlossen hinter ein Volksbegehren und seine Forderungen nach einer mutigen Klimapolitik.
Campus der Religionen
Mitte August 2020 wurde im Festsaal des Wiener Rathauses der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbes für den geplanten Campus der Religionen in Aspern Seestadt präsentiert.
ÖBR-Präsident Weißgrab: „Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Projekt ein inspirierendes Beispiel für ein konstruktives Miteinander aller Menschen sein wird, über alle Grenzen von Religionen, Weltanschauungen und Ideologien hinweg!"
Regionale interreligiöse Projekte
Einen sehr starken Zuwachs hat der interreligiöse Dialog auf Länder- und Städteebene erfahren, sei es durch gemeinsame religiöse Handlungen, öffentliche Diskussionen oder themen- und projektspezifische Zusammenarbeit.
Hier eine kleine Auswahl an konfessionsübergreifenden regionalen Projekten:
Oberösterreichischer Religionsbeirat
Seit der konstituierenden Sitzung im April 2012 tritt der Oberösterreichische Religionsbeirat halbjährlich zu Arbeitstreffen unter dem Vorsitz des Landeshauptmannes zusammen. Von Beginn an wurde diese Einrichtung sämtlicher in Oberösterreich aktiven anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften von den VertreterInnen der Glaubensgemeinschaften mit Freude und Interesse begrüßt. Auch die ÖBR arbeitet mit ihrer Repräsentantin Brigitte Bindreiter aktiv im Religionsbeirat der Oberösterreichischen Landesregierung unter anderem bei der Herausgabe von bisher vier Informationsbroschüren mit (Glaube und Religion, Religiöse Bedürfnisse in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Soziale Angebote der Kirchen und Gemeinschaften in Oberösterreich, Schule und Kindergärten) sowie bei einer Umfrage zu Diskriminierung und Gewaltanwendung gegen Anhänger bestimmter Religionen.
Interreligiöser Beirat der Stadt Graz
Der Interreligiöse Beirat der Stadt Graz wurde 2006 ins Leben gerufen und besteht aus VertreterInnen der staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften, darunter Frau Inge Margareta Brenner als ÖBR-Repräsentantin. Der Beirat wird vom Bürgermeister als beratendes Gremium einberufen und gibt im Anlassfall gemeinsame Stellungnahmen zu wichtigen Fragen des Dialogs, die das friedliche Zusammenleben betreffen.
Der Interreligiöse Beirat plant jährlich gemeinsame Projekte (interreligiöser Beitrag zur Langen Nacht der Kirchen, Bergandacht der Religionen, Sportfeste, Netzwerktreffen, interreligiöse Workshops, Stadtspaziergänge), um die religiöse Vielfalt in Graz sichtbar zu machen.
Ziel des Interreligiösen Beirats der Stadt Graz ist es, gemeinsame Anliegen der Religions- und Bekenntnisgemeinschaften an die Stadt Graz heranzutragen und als Beratungs-, Vernetzungs- und Vermittlungsorgan zu fungieren.
Kontakt mit Behörden
Im Kontakt mit staatlichen Behörden ist die ÖBR der zentrale Ansprechpartner für alle buddhistischen Agenden. Wichtigste staatliche Stelle für Religionsfragen ist das im Bundeskanzleramt angesiedelte Kultusamt. Diesem obliegt die Aufgabe, als oberste Kultusbehörde die staatlichen religionsrechtlichen Vorschriften zu vollziehen. Hierzu zählt insbesondere die Entscheidung über Anträge zur Registrierung religiöser Bekenntnisgemeinschaften und die Anerkennung von Kirchen und Religionsgemeinschaften, mit der Wirkung, dass diese dann die Stellung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts innehaben. Die ÖBR wurde als Vertreterin für die buddhistische Religion in Österreich im Februar 1983 anerkannt.
„Für das Kultusamt ist die ÖBR seit nahezu 40 Jahren
ein stabiler und verlässlicher Partner im Verhältnis Staat – Religionen.
Die österreichische Rechtsordnung sieht ein kooperatives Verhältnis
zwischen Staat und Religionen vor („zugewandte Neutralität des Staates“),
durch die Stellung der gesetzlich anerkannten Religionsgesellschaften
als Körperschaften des öffentlichen Rechts wird diese Kooperation verdeutlicht.
Die ÖBR hat diese Kooperation sozusagen in ihrer DNA.
Dies zeigte sich zuletzt in der aktuellen Coronapandemie,
in der die ÖBR die - zwischen Staat und Religionen vereinbarten - Maßnahmen,
mit denen die Abhaltung spiritueller Veranstaltungen eingeschränkt bzw. ausgesetzt wurden,
aus gemeinsamer Verantwortung für die Gesellschaft mitträgt.
Die ÖBR ist darüber hinaus ein Partner, der das positive Verhältnis zu anderen Religionen in Österreich lebt,
auch dies zum Wohl der österreichischen Gesellschaft.“
Dr. Stephan Leitner, Stv. Leiter Kultusamt im Bundeskanzleramt
Das Kultusamt hat weiters eine informative und beratende Aufgabe soweit andere Ministerien, Landesregierungen, Gerichte, Behörden und Ämter bei der Vollziehung ihrer Vorschriften mit Religionsgemeinschaften in Kontakt kommen.
Die ÖBR unterstützt die ordinierte Sangha, Mönche und Nonnen, hilft ihnen bei Behördenwegen in Aufenthaltsfragen und ist für die Behörden eine wichtige Auskunftsperson.
Wissenschaft als Dialogpartner
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht die ÖBR in einer guten Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. Ganz allgemein gesprochen, ist die Einstellung des Buddhismus zur Wissenschaft sehr positiv geprägt. Vor allem das kritische Hinterfragen von Sichtweisen und Konzepten bildet eine gute Brücke zwischen diesen beiden Lebensweltbereichen. Die ÖBR unterstützt Menschen in der Wissenschaft ebenso wie junge SchülerInnen, die eine vorwissenschaftliche Arbeit verfassen. Sie wird angefragt, auch bei wissenschaftlichen Symposien einen Beitrag zu leisten. Darüber hinaus wird am Institut für Buddhismus an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems geforscht.
„Seit 2018 wird die Aus- und Fortbildung für buddhistische Religionslehrer und -lehrerinnen
über das Institut für buddhistische Religion an der KPH Wien/Krems organisiert und angeboten.
Darüber hinaus arbeiten wir am Forschungsprojekt ‚Mystik in der öffentlichen Schule‘
und ‚Interreligiöses Begegnungslernen an öffentlichen Schulen.‘“
MMag. Karin Ertl, Leitung Institut für Buddhismus, Kirchlich Pädagogische Hochschule Wien/Krems
Besonders gute Kooperationen bestehen seit vielen Jahren mit dem Institut für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck sowie dem Institut für Religionswissenschaft und dem Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde an der Universität Wien.
Buddhismus im Dialog
Mit dieser Diskussionsreihe möchte die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft einen wesentlichen Beitrag zu gesellschaftlichen Entwicklungen leisten. Es geht dabei keinesfalls um buddhistische Mission, sondern darum, Werkzeuge der buddhistischen Weisheitslehre effizient einzusetzen. Beginnend mit der Beleuchtung des jeweiligen Status quo einer Problemstellung sollen mögliche Wege aus definierten Fehlentwicklungen und Systemfehlern diskutiert werden. Dabei steht immer der Blick aufs Ganze und die Vermeidung von Extremen im Zentrum. Da aus buddhistischer Sicht alles Handeln ausschließlich in Abhängigkeiten geschieht, führt das zu einer Einsicht der persönlichen Mitverantwortung, um die Probleme in unserer Welt zu lösen.
Unter dem Motto „Füreinander & Miteinander im Dialog sein“ fand im April 2018 das erste Dialog-Forum statt, bei dem sich alle Einrichtungen des Engagierten Buddhismus in der ÖBR gemeinsam vorstellten. Dabei würdigte ÖBR-Präsident Weißgrab den Einsatz der vielen Buddhistinnen und Buddhisten, die ehrenamtlich in Österreich aktiv sind und sich für die Gesellschaft engagieren: „Mit Tatkraft, fachlich kompetent und viel Einsatz unterstützen sie Menschen in persönlichen Lebenskrisen und bringen auf vielen Ebenen heilsame Impulse in unsere Gesellschaft. Wir laden zu einem Dialog mit unseren engagierten Buddhisten ein und haben dafür ein neues Format gefunden.“
Eine weitere Veranstaltung der Reihe „Buddhismus im Dialog“ erfolgte im November 2018 in Zusammenarbeit mit „Animal Compassion“, dem buddhistischen Verein zur Wahrnehmung der Tiere als fühlende Wesen. Unter dem Titel „Tier.Mensch.Gesellschaft - Tiere in der Landwirtschaft“ ging es dabei um einen gemeinsamen Blick auf die Formen der Produktion von tierischen Lebensmitteln durch unsere Landwirtschaft und um eine gemeinsame Diagnose über damit oft verbundenes Tier-Leid. Ziel war eine gemeinsame Suche nach alternativen Möglichkeiten, um das Leiden von Tieren zu reduzieren oder im idealen Fall ganz zu vermeiden.
Die Serie Buddhismus in Österreich wird fortgesetzt.
Redaktion: Manfred Krejci, Fotos: ORF (2), Kultusamt, KPH
Manfred Krejci
war langjähriger Verlagsleiter und Chefredakteur in einem renommierten Fachzeitschriftenverlag, besuchte den Lehrgang der Akademie für Buddhismus und Christentum, absolvierte eine Ausbildung zum Meditations- und Achtsamkeitslehrer, unterstützt die ÖBR im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und ist Leiter ihrer Bibliothek.